A1 oder A2? Warum diese Genetik an der Theke (fast) keine Rolle spielt

Basierend auf einem Artikel der Agrarforschung Schweiz vom April 2025

Quelle: agrarforschungschweiz.ch

 


 

In letzter Zeit hört man an der Käsetheke immer öfter Begriffe wie „A2-Milch“ oder „A1-frei“. Viele Kunden fragen gezielt danach – teils, weil sie glauben, A2 sei leichter verdaulich. Andere verbinden es mit besseren gesundheitlichen Eigenschaften. Doch was steckt eigentlich dahinter? Und was bedeutet das für uns im Verkauf?

Kurz erklärt: Was ist A1 und A2 überhaupt?

Bei A1 und A2 geht es um ein bestimmtes Eiweiß in der Milch: das Beta-Kasein. Kühe produzieren dieses Eiweiß in zwei leicht unterschiedlichen Formen – je nachdem, welche genetische Variante sie tragen. Manche Tiere haben die A1-Variante, andere A2 – und manche beides gemischt.

Das große Versprechen: Bessere Verträglichkeit?

Bisher hieß es oft, A2-Milch sei verträglicher. Gerade für Menschen mit sensibler Verdauung. Viele Hersteller nutzen dieses Argument auch für Werbung und Verpackung. Doch jetzt kommt eine neue Studie aus der Schweiz ins Spiel – mit überraschenden Ergebnissen.

Die Studie: Wissenschaftlich getestet – mit Freiwilligen

Die Forscherinnen und Forscher aus der Schweiz haben genau hingeschaut: In einer klinischen Studie mit 45 Personen wurde untersucht, ob Milch von A1/A1-, A1/A2- oder A2/A2-Kühen unterschiedlich verdaut wird. Wichtig: Es handelte sich um Menschen ohne diagnostizierte Milchunverträglichkeit. Ergebnis? Es gab keinen Unterschied in der Eiweißverdauung. Weder beim A1-Typ noch beim A2-Typ.

Und was bedeutet das für uns?

Ganz einfach: Für die meisten Kundinnen und Kunden spielt es beim Käse keine große Rolle, ob die Milch A1 oder A2 enthält. Es gibt keine belegbare bessere Verträglichkeit. Das ist wichtig zu wissen – gerade wenn wir mit Halbwissen oder Werbeversprechen konfrontiert werden. Natürlich gibt es Menschen mit Laktoseintoleranz oder speziellen Bedürfnissen. Aber in Sachen A1/A2 können wir guten Gewissens sagen: Die Unterschiede sind minimal – und nicht entscheidend für die Verträglichkeit.

Spannender Nebenaspekt: Der Hornstatus

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die genetische A1/A2-Variante hat keinen Einfluss darauf, ob eine Kuh Hörner hat oder nicht. Diese Info ist vor allem für die Bio-Szene interessant, wo horntragende Kühe oft bevorzugt werden. Auch hier gilt: Zwei verschiedene Merkmale – zwei verschiedene genetische Geschichten.

Fazit für die Praxis

Wenn jemand an der Theke nach A2-Käse fragt: ruhig und ehrlich bleiben. Es ist nicht falsch, aber auch kein Wundermittel. Viel wichtiger sind die Reifung, die Milchqualität, die Verarbeitung und die Leidenschaft der Käsemacher. Denn die machen den Unterschied – nicht das Beta-Kasein.